Sonntag, 23 Februar 2025 09:33

Berlinale 2025 - Überraschende Entscheidungen und politische Diskussionen

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Berlinale 2025 Berlinale 2025 pixabay/Foto illustrativ

Die erste Berlinale unter der neuen Leitung von Tricia Tuttle ist erfolgreich verlaufen. Der Goldene Bär ging an „Dreams (Sex Love)“ von Dag Johan Haugerud, eine sensible und facettenreiche Geschichte über junge Liebe und das Erzählen. Die Jury unter Vorsitz von Todd Haynes überraschte mit einigen Entscheidungen. Der Silberne Bär für eine künstlerische Leistung wurde nicht wie üblich für eine Einzelarbeit vergeben, sondern an das gesamte Ensemble von „The Ice Tower“, ein stilistisch auffälliger, aber schwer verständlicher Film. Auch der Regiepreis für Huo Mengs „Living the Land“ war eine unerwartete Wahl.

Inhaltsverzeichnis:

Dag Johan Haugerud gewinnt den Hauptpreis

Der Goldene Bär für „Dreams (Sex Love)“ zeigt eine klare Abkehr von der sonst oft politisch geprägten Preisvergabe. Die Geschichte des Films behandelt auf subtile Weise Themen der Liebe und des Geschichtenerzählens. Die Jury würdigte die Vielschichtigkeit und Leichtigkeit des Films, der dennoch tiefgründige Inhalte vermittelt.

Kontroverse um „The Blue Trail“ und „The Message“

Der Große Preis der Jury wurde an Gabriel MascarosThe Blue Trail“ vergeben, einen dystopischen Film über die Umsiedlung älterer Menschen in eine Kolonie. Obwohl der Film warmherzig erzählt wird, galt die Entscheidung als zu wohlwollend für das zweitwichtigste Festivalprädikat.

Ein weiteres Beispiel für eine kontrovers diskutierte Entscheidung war die Preisvergabe an Iván FundsThe Message“, ein Roadmovie, das die Jury für seine ruhige Erzählweise würdigte. Viele Kritiker hielten den Film für überbewertet.

Rose Byrne überzeugt mit herausragender Hauptrolle

Die Vergabe des Silbernen Bären für die beste Hauptrolle an Rose Byrne für ihre Darstellung in „If I Had Legs I'd Kick You“ war hingegen vorhersehbar. Ihre Performance als Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs wurde als eine der eindrucksvollsten des Festivals gelobt.

Deutsche Filme ohne Preise - „Timestamp“ überraschend leer ausgegangen

Kein deutscher Beitrag konnte sich bei der Preisvergabe durchsetzen. Weder „Yunan“ noch „Was Marielle weiß“ wurden ausgezeichnet. Besonders überraschend war das vollständige Übergehen von „Timestamp“, einer politischen Dokumentation über den Schulalltag in der Ukraine während des russischen Angriffskrieges. Trotz hoher Qualität erhielt der Film nicht einmal den Dokumentarfilmpreis, welcher stattdessen an „Holding Liat“ von Brandon Kramer ging.

Politische Kontroversen bei der Preisverleihung

Im Gegensatz zum Vorjahr gab es bei der Verleihung selbst keine größeren Eklats. Dennoch sorgten politische Statements für Diskussionen. Tilda Swinton nutzte ihre Dankesrede für den Goldenen Ehrenbären, um sich gegen Ausgrenzung auszusprechen, wurde aber für ihre Unterstützung der umstrittenen BDS-Bewegung kritisiert.

Der Regisseur Jun Li warf Deutschland vor, „Genozid“ an Palästinensern zu unterstützen. Dies führte zu einer Untersuchung durch den Staatsschutz. Berlinale-Leiterin Tricia Tuttle reagierte besonnen und distanzierte sich schnell von den Aussagen.

„Perspectives“-Sektion bleibt hinter den Erwartungen zurück

Tricia Tuttles größte inhaltliche Neuerung, die Sektion „Perspectives“, die sich ausschließlich auf Spielfilmdebüts konzentriert, erwies sich als problematisch. Die Auswahl der Filme war nicht klar strukturiert und viele Beiträge wurden als qualitativ schwach empfunden.

Einige Werke stachen jedoch hervor. „The Devil Smokes“ von Ernesto Martínez Bucio erhielt den Hauptpreis der Sektion. Auch „Little Trouble Girls“ und „That Summer in Paris“ fanden positive Resonanz.

Ein erfolgreicher Auftakt für Tricia Tuttle

Trotz einzelner Schwächen war die Berlinale 2024 ein insgesamt gelungenes Festival. Es gab keine Totalausfälle, sondern einen soliden Wettbewerb mit starken schauspielerischen Leistungen und spannenden Überraschungen.

Die politische Dimension der Berlinale blieb auch in diesem Jahr präsent, doch größere Skandale blieben aus. Unter der neuen Leitung von Tricia Tuttle hat sich das Festival als weiterhin bedeutend und vielseitig erwiesen.

Quelle: www.milekcorp.com/de, rbb24.de