Inhaltsverzeichnis:
- Deutliche Verschlechterung der Wartezeiten in den letzten fünf Jahren
- Debatte um die private Krankenversicherung
- Bessere Steuerung und Digitalisierung im Gesundheitswesen
Deutliche Verschlechterung der Wartezeiten in den letzten fünf Jahren
Eine repräsentative Studie zeigt, dass ein Viertel der gesetzlich Versicherten länger als 30 Tage auf einen Facharzttermin warten muss. Immerhin schafft es die Hälfte der Patienten innerhalb von zehn Tagen in die Praxis. Doch im Vergleich zu den letzten fünf Jahren berichten 43 Prozent der Befragten von längeren Wartezeiten sowohl bei Fach- als auch bei Hausärzten.
Als eine Hauptursache sieht der GKV-Spitzenverband die ungleiche Behandlung zwischen gesetzlich und privat Versicherten. Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, fordert, dass bei der Terminvergabe nicht mehr nach dem Versicherungsstatus gefragt werden darf. Sie betont, dass 75 Millionen Menschen in Deutschland gesetzlich versichert sind und dieselbe Versorgung erwarten können wie privat Versicherte.
Debatte um die private Krankenversicherung
In der politischen Debatte wird immer wieder die Abschaffung der privaten Krankenversicherung (PKV) diskutiert. Die SPD und die Grünen setzen sich für eine einheitliche Bürgerversicherung ein, in die alle Versicherten einzahlen. Der Verband der Privaten Krankenversicherung warnt jedoch vor finanziellen Konsequenzen.
Die Privatversicherten machen zwar nur zehn Prozent der Patienten aus, generieren aber 20 Prozent der Umsätze im Gesundheitssystem. Ein vollständiges Wegfallen der PKV würde dem Gesundheitssystem laut Berechnungen jährlich über 12 Milliarden Euro entziehen. Dies könnte sogar zu noch längeren Wartezeiten führen.
Der Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner sieht die unterschiedliche Honorierung als Hauptgrund für die Wartezeitproblematik. Ein Arzt verdient mit einem Privatpatienten mindestens das Doppelte im Vergleich zu einem gesetzlich Versicherten. Zudem gibt es für Privatpatienten keine Budgetbegrenzung. Er schlägt alternative Maßnahmen vor, um Wartezeiten zu verkürzen, darunter eine Reduzierung der Arztkontakte durch eine gestaffelte Praxisgebühr sowie eine bessere regionale Verteilung der Ärzte.
Bessere Steuerung und Digitalisierung im Gesundheitswesen
Auch die Bundesärztekammer sieht Handlungsbedarf. Sie kritisiert, dass Deutschland einen ungesteuerten Zugang zur ärztlichen Versorgung hat. Mehr Koordination in der Patientenversorgung könnte helfen, Wartezeiten zu verringern. Der Sozialverband Deutschland fordert zudem die Abschaffung der „Zweiklassenmedizin“, um die Kluft zwischen privat und gesetzlich Versicherten zu verkleinern.
Zusätzlich wünschen sich viele Patienten längere Praxisöffnungszeiten und eine vereinfachte Terminvergabe. 27 Prozent der Befragten halten die aktuellen Öffnungszeiten für „zu kurz“. Besonders gefragt ist die Online-Terminvergabe. 51 Prozent der Versicherten sehen diese als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ an. Dennoch gibt es Datenschutzbedenken. Der GKV-Spitzenverband schlägt daher eine unabhängige, nicht-kommerzielle Vermittlungsplattform vor.
Die Diskussion über Wartezeiten bei Fachärzten bleibt brisant. Während einige eine Abschaffung der PKV als Lösung sehen, warnen andere vor finanziellen Nachteilen für das Gesundheitssystem. Klar ist, dass Maßnahmen zur besseren Steuerung und Digitalisierung notwendig sind, um eine effizientere medizinische Versorgung für alle Patienten sicherzustellen.
Quelle: www.on-the-top.net/de/, morgenpost.de