Donnerstag, 19 Dezember 2024 15:34

Modeindustrie in Berlin unter Druck

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Modebranche-Berlin Modebranche-Berlin pixabay/Foto illustrativ

Die Modebranche in Berlin steht vor einer schweren Krise. Nach den Herausforderungen durch Corona, steigenden Energiekosten und fehlender Kundschaft haben zahlreiche kleine Labels und Traditionsmarken Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten. Besonders betroffen sind Fair-Fashion-Marken, die für nachhaltige Produktion und bewussten Konsum stehen.

Inhaltsverzeichnis:

Kolla.Berlin - Vom Erfolg zum Überlebenskampf

Das Label Kolla.Berlin, bekannt für seine handgefertigte und nachhaltige Mode, erlebt schwierige Zeiten. Philippe Werhahn und Dennis Pahl, die Gründer, haben einst mit zehn Angestellten T-Shirts, Hoodies und Kleider produziert. Heute sind sie wieder auf sich allein gestellt. „Made to order“ und Upcycling-Kleidung, einst ihr Erfolgskonzept, reicht nicht mehr aus, um die laufenden Kosten zu decken.

Die Einnahmen sind drastisch zurückgegangen, insbesondere an den Samstagen, die früher Hauptumsatztage waren. In der Neuköllner Bürknerstraße, wo einst sechs Mode-Labels aktiv waren, bleibt nur Kolla.Berlin übrig. Doch auch hier hängt alles am seidenen Faden. „Unser Ziel ist, hier nicht mit Schulden rauszugehen“, erklärt Werhahn. Der Betrieb wird voraussichtlich Anfang April in ein kleineres Atelier verlegt.

UVR Berlin - Traditionslabel in der Insolvenz

Die Lage trifft nicht nur kleine Labels. UVR Berlin, seit 30 Jahren auf dem Markt, musste im November 2023 Insolvenz anmelden. Anna Schieber, die das Unternehmen vor drei Jahren übernahm, kämpft um das Überleben. Steigende Material- und Energiekosten sowie ausbleibende Umsätze führten dazu, dass Filialen in Hamburg und der Berliner Oranienstraße geschlossen wurden.

Eine Verdopplung der Gewerbemieten auf 10.000 Euro monatlich zwang UVR dazu, den Standort in der Oranienstraße aufzugeben. Heute steht das Ladenlokal leer, während Schieber verzweifelt nach einem Investor sucht. Ohne ausreichende finanzielle Mittel droht die Entlassung von 25 Mitarbeitern. Eine Crowdfunding-Kampagne wurde gestartet, doch die Zeit drängt.

Herausforderungen der gesamten Branche

Die Berliner Modebranche leidet nicht nur unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Zwischen 2019 und 2023 gingen bundesweit 20 % der Arbeitsplätze in der Modeindustrie verloren, wie der Bericht „Status Deutsche Mode“ zeigt. Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, weist auf weitere Probleme hin: steigende Gewerbemieten und der boomende Online-Handel. 2023 erreichte der Online-Umsatzanteil bei Bekleidung und Schuhen 27 % - ein signifikanter Anstieg gegenüber 21 % im Jahr 2019.

Auch Loveco, ein weiteres nachhaltiges Label, musste reagieren. Filialschließungen und Personalabbau prägten das Jahr 2023. Der nachhaltige Konsum, der einst im Fokus stand, rückt zunehmend in den Hintergrund.

Zukunft der Berliner Modeindustrie

Die Zahlen sind alarmierend: 1.647 Unternehmen meldeten 2023 Insolvenz an - ein Drittel mehr als im Vorjahr. Besonders kleine Unternehmen kämpfen mit den finanziellen Herausforderungen. Der stationäre Handel, einst das Rückgrat der Berliner Mode, gerät unter Druck. Ob Labels wie Kolla.Berlin oder UVR Berlin die Krise überstehen, hängt nun von kreativen Lösungen, Sparmaßnahmen und externen Investoren ab.

Quelle: www.24edu.info/de, rbb24.de