Inhaltsverzeichnis:
- Ermittlungen der Berliner Polizei und keine Stellungnahme von „South Rock“
- Elias Hitthaler und Unfallstatistik des Alpenvereins
- Sicherheitslücke bei Selbstsicherungsautomaten
- Technische Verbesserungen noch selten verbreitet
- Verantwortung liegt auch bei den Hallenbetreibern
Ermittlungen der Berliner Polizei und keine Stellungnahme von „South Rock“
Die Polizei Berlin ermittelt derzeit die genauen Umstände des tödlichen Sturzes. Ein technischer Defekt oder menschliches Versagen könnten als Ursache in Frage kommen. Die Betreiber der Kletterhalle äußerten sich nicht zum Vorfall, unter Verweis auf die Rücksichtnahme gegenüber den Angehörigen der Verstorbenen.
Eine wichtige Information: Die Halle „South Rock“ nutzt sogenannte Selbstsicherungsautomaten, auch bekannt als „Autobelays“. Sie erlauben das Klettern ohne menschlichen Sicherungspartner, was allerdings auch Risiken birgt. Fehler bei der Nutzung dieser Geräte gelten als häufige Ursache schwerer Unfälle.
Elias Hitthaler und Unfallstatistik des Alpenvereins
Elias Hitthaler vom Deutschen Alpenverein nennt falsche Sicherung als Hauptursache tödlicher Unfälle. Seit dem Jahr 2000 wurden in Deutschland 14 Todesfälle beim Klettern registriert. In allen Fällen lag ein sogenannter Einbindefehler vor. Hitthaler, zuständig für Betrieb und Bau von Kletteranlagen, betont: Meist wurde der Knoten nicht richtig gebunden oder der Selbstsicherungsautomat nicht korrekt genutzt.
Die Statistik des Alpenvereins für 2024 zeigt:
- 261 gemeldete Unfälle in betreuten Kletterhallen.
- Nur rund 25 % beim Seilklettern, der Rest beim Bouldern.
- Keine Zunahme tödlicher Vorfälle im Vergleich zu Vorjahren.
Die DAV-Hallen setzen überwiegend auf intensive Schulung und technische Standards. Dennoch bleiben Fehlerquellen bestehen, insbesondere beim Gebrauch der „Autobelays“, bei denen kein Partnercheck erfolgt.
Sicherheitslücke bei Selbstsicherungsautomaten
Ein entscheidender Punkt ist die fehlende Kontrolle durch einen Partner. Beim klassischen Seilklettern prüft eine zweite Person den Klettergurt, Knoten und das Einhängen des Seils. Bei Selbstsicherungsautomaten entfällt diese Sicherheitsinstanz. Wird der Karabiner vergessen oder falsch eingehängt, kann der Automat den Sturz nicht abfangen.
Zwar gibt es in den Hallen technische Vorrichtungen zur Warnung, etwa Sperrbügel oder kontrollierte Einstiegshilfen. Doch das Versäumnis des Einhängens bleibt letztlich menschliches Versagen. Leonardo Mendez Lenk, Betreiber des „Bouldergartens“ in Berlin-Neukölln, sieht darin ein bekanntes Risiko. Er betont: „Manchmal sind die Leute einfach unkonzentriert.“
Zur Minimierung der Gefahr setzt sein Team auf folgende Maßnahmen:
- Kontrolle der Ausrüstung vor dem Klettern.
- Schulungen für Einsteiger.
- Keine Leihmaterialvergabe bei Unsicherheit.
- Empfehlung zum Bouldern statt Seilklettern bei unerfahrenen Gästen.
Technische Verbesserungen noch selten verbreitet
Technische Neuerungen zur Verhinderung von Fehlbedienungen bei „Autobelays“ existieren bereits, sind aber bislang kaum in deutschen Hallen implementiert. Der Deutsche Alpenverein unterstützt die Hersteller solcher Systeme. Erste Produkte sind seit Kurzem auf dem Markt, ein dritter Anbieter testet derzeit.
Geplant sind Geräte, die optische und akustische Warnsignale geben, falls der Kletterer nicht korrekt eingehängt ist. Bisher fehlt es jedoch an flächendeckender Umsetzung. Hauptgrund sind hohe Kosten und lange Testphasen.
Wartungen und Inspektionen sind gesetzlich vorgeschrieben:
- Alle 1 bis 3 Monate: operative Inspektion.
- Einmal im Jahr: Hauptinspektion der Infrastruktur.
- Durchführung durch Sachverständige, häufig ausgebildet vom DAV.
Diese Überprüfungen gelten für Wände, Sicherungssysteme und technische Geräte.
Verantwortung liegt auch bei den Hallenbetreibern
Neben technischen Lösungen setzen Betreiber wie Leonardo Mendez Lenk auf personalintensive Kontrolle. In seinem „Bouldergarten“ überwachen sogenannte „Bouldermeister“ das Verhalten der Gäste. Ähnlich wie Bademeister in Schwimmbädern prüfen sie Sturzzonen und die ordnungsgemäße Nutzung der Sicherungssysteme.
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen im „Bouldergarten“:
- Permanente Sichtkontrolle durch strategisch platzierte Infotresen.
- Schulungen des Personals, u. a. zur Rettung aus Kletterwänden.
- Verwarnungen und Hallenverweise bei Regelverstößen.
Der tragische Todesfall in Berlin zeigt deutlich, wie wichtig konsequente Sicherheitskonzepte sind. Nicht nur Technik, sondern auch menschliche Aufmerksamkeit, Schulung und Kontrolle spielen eine zentrale Rolle. Trotz moderner Ausstattung bleibt Klettern eine Sportart, in der Eigenverantwortung essenziell ist.
Quelle: RBB24, webrivaig.com/de