Dienstag, 27 Mai 2025 12:34

Rechtsextremismus an Schulen

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Rechtsextreme Vorfälle an Schulen in Brandenburg nehmen zu. Rechtsextreme Vorfälle an Schulen in Brandenburg nehmen zu. pixabay/Foto illustrativ

In Brandenburg nehmen rechtsextreme Äußerungen und Vorfälle an Schulen spürbar zu. Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich im Umgang damit oft überfordert. Die Berliner Beratungsstelle Crossroads reagiert mit gezielten Workshops, um pädagogisches Personal zu stärken. Ziel ist es, konkrete Handlungsstrategien zu vermitteln und Sicherheit im schulischen Alltag zu fördern.

Inhaltsverzeichnis:

Workshop in Kloster Lehnin mit Hubert Heiner

Rund 20 Lehrkräfte, Sozialarbeiterinnen und Projektmitarbeiter nahmen an einem Workshop teil, der im Rahmen der Tincon – des Jugendprogramms der Digitalmesse Republica – stattfand. Das Thema: "Mit Rechtsextremismus in der Schule umgehen". Einer von ihnen war Hubert Heiner, Lehrer an einer Grund- und Gesamtschule in Kloster Lehnin.

Heiner berichtet von zunehmenden Vorfällen seit seiner Rückkehr nach Brandenburg. Seit zwei Jahren unterrichtet er wieder im Bundesland, wo er regelmäßig mit rechtsextremen oder homophoben Aussagen konfrontiert wird. Diese kämen ab der fünften Klasse, von Jugendlichen unterschiedlichsten Alters. Bereits an seinem zweiten Tag an der neuen Schule zeigte ihm ein Schüler im Vorbeigehen den Hitlergruß – eine Situation, die ihn schockierte.

Erfahrungen aus Niedersachsen zurück in Brandenburg

Nach einigen Jahren in Niedersachsen hatte Heiner gehofft, das Thema sei überwunden. Seine Erfahrungen zeigen nun das Gegenteil. Er schildert, dass auch Kolleginnen und Kollegen ähnliche Erlebnisse hatten. Das Phänomen sei keine Ausnahme, sondern Teil des Schulalltags geworden.

Die Beratungsstelle Crossroads, vertreten durch Workshop-Leiter Julian, sieht darin eine Herausforderung für das gesamte pädagogische Personal. Dabei gehe es nicht nur um fachliche Kompetenzen. Crossroads unterstützt auch beim Ausstieg aus der rechtsextremen Szene und berät Angehörige.

Lehrkräfte zwischen Neutralität und Verantwortung

Im Workshop wurden die Teilnehmenden gebeten, ihre eigene Haltung einzuschätzen. Eine zentrale Frage lautete: „Fühle ich mich sicher im Umgang mit diskriminierenden Aussagen?“ Die Mehrheit positionierte sich unsicher oder klar ablehnend gegenüber dem "Ja".

Viele gaben an, sich im Spannungsfeld zwischen politischer Neutralität und demokratischer Verantwortung überfordert zu fühlen. Wie spricht man Schülerinnen und Schüler richtig an? Wie bleibt man im Dialog, ohne Positionen zu verharmlosen oder autoritär zu wirken? Diese Unsicherheiten prägten die Diskussion.

Julian betonte, dass jede Lehrkraft – unabhängig vom Fachgebiet – Verantwortung trage. Sein Ziel sei es, die Rolle der Pädagoginnen und Pädagogen zu stärken.

Crossroads entwickelt konkrete Unterstützung

Crossroads setzt auf praxisnahe Hilfen. Dazu gehören:

  • Workshops mit Rollenspielen und Fallanalysen
  • Austausch mit Kolleginnen und Kollegen
  • Handlungsempfehlungen für konkrete Situationen
  • Beratungen für Schulen mit erhöhter Gefährdungslage

Die Nachfrage nach diesen Angeboten wächst, nicht nur in Brandenburg. Der Bedarf an klaren Strategien gegen Rechtsextremismus ist hoch – auch, weil viele Schulen sich damit alleingelassen fühlen.

Die Entwicklung zeigt, dass rechte Tendenzen kein Randphänomen sind. Gezielte Fortbildungen können helfen, Lehrkräfte zu stärken und demokratische Werte im Schulalltag zu sichern.