Dienstag, 20 Mai 2025 12:03

Mietwagenflucht nach Brandenburg - Behörden schlagen Alarm

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Uber und Bolt umgehen Berliner Kontrollen Uber und Bolt umgehen Berliner Kontrollen Foto: pixabay

Tausende Fahrzeuge, fehlende Kontrollen, dubiose Standorte – die Mietwagenbranche steht erneut im Fokus. Neue Daten zeigen, wie Anbieter wie Uber und Bolt ihre Aktivitäten trotz Sperrungen in Berlin fortsetzen – indem sie schlicht ihren Betriebssitz nach Brandenburg verlegen. Die Behörden schlagen Alarm. Ein Überblick über ein wachsendes Problem mit kriminellem Potenzial.

Inhaltsverzeichnis:

Mietwagen mit BAR, MOL und LDS-Kennzeichen dominieren in Berlin

Über 2.000 Fahrzeuge, die über Apps wie Uber oder Bolt Fahrten vermittelten, wurden in Berlin wegen Regelverstößen gesperrt. Viele davon waren ohne Konzession unterwegs, nicht ausreichend versichert oder wurden zur Schwarzarbeit genutzt. Um dieser Kontrolle zu entgehen, haben zahlreiche Betreiberfirmen ihre Mietwagen nun in Brandenburg angemeldet – obwohl die Fahrzeuge weiterhin fast ausschließlich in Berlin fahren.

Die Brandenburger Landtagsabgeordnete Martina Maxi Schmidt (SPD) weist auf die steigende Zahl neu registrierter Mietwagen im Umland hin. Seit Anfang 2024 wurden mehr als 800 neue Fahrzeuge zugelassen. Kennzeichen wie BAR (Barnim), LDS (Dahme-Spreewald) oder MOL (Märkisch-Oderland) begegnen Verkehrspolitikern wie Tino Schopf (SPD) inzwischen täglich in Berlins Mitte.

Organisierte Strukturen nutzen Brandenburg als neuen Standort

Die Berliner Verkehrsbehörden haben aufgeräumt – jetzt verlagern sich illegale Aktivitäten ins Brandenburger Umland. Der Landkreistag warnt vor organisierten Strukturen. Auch Betriebssitze neuer Mietwagenfirmen in Brandenburg werfen Fragen auf: Viele Standorte, so eine Recherche von rbb24, wirken verlassen oder existieren nur auf dem Papier. Beispiele:

  • Ein Firmensitz in Rüdersdorf bietet laut Akten 24 Mietwagen Platz, auf dem Gelände steht jedoch nur ein alter Trabi.
  • In Schönefeld sind laut Handelsregister 19 Fahrzeuge registriert. Vor Ort gibt es weder Personal noch sichtbaren Fahrbetrieb.
  • In Bernau sind an einer Adresse sechs Mietwagenfirmen gemeldet – alle mit offizieller Genehmigung. Doch vor Ort: keine Fahrer, keine Bewegung, keine Fahrten.

Die gesetzlich vorgeschriebene Rückkehrpflicht zum Firmensitz nach jeder Fahrt wird in vielen Fällen offenbar missachtet.

Behörden bestätigen fehlende Kontrolle – Landkreistag fordert Hilfe

Die brandenburgischen Landkreise sind überfordert. Zwar wird auf dem Papier geprüft, ob Firmen Betriebssitze und Parkplätze haben, doch eine tatsächliche Kontrolle fehlt oft. Viele Standorte sind reine Kulissen für Genehmigungen.

Das zeigt sich besonders in den Landkreisen Barnim, Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald. Dort hat sich die Zahl angemeldeter Mietwagen von Januar 2024 bis März 2025 verdoppelt.

Der Landkreistag bittet nun das Brandenburger Infrastrukturministerium um Unterstützung. Ziel sei ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Berlin und Brandenburg. Doch bislang fehlt eine gesetzliche Grundlage, um Daten effektiv zwischen Behörden auszutauschen. Ein digitales Register, wie es Berliner Politiker fordern, ist aktuell nicht umsetzbar.

Plattformen wie Uber und Bolt unter Druck

Die Vermittlungsplattformen Uber, Bolt und Bliq versprechen Zusammenarbeit mit den Behörden. Bereits gesperrte Firmen sollen keine Fahrten mehr erhalten. Doch der Druck wächst: Ohne systematische Kontrolle können neue Briefkastenfirmen jederzeit an anderer Stelle auftauchen. Wesentliche Probleme im Überblick:

  • 2.000 Fahrzeuge in Berlin gesperrt – viele wegen Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung.
  • Mehr als 800 Neuanmeldungen in Brandenburg seit Anfang 2024.
  • Standorte oft nicht aktiv genutztRückkehrpflicht wird unterlaufen.
  • Keine bundesweite Datenbank – Betriebe können leicht den Standort wechseln.

Die Behörden fordern nun eine koordinierte Reaktion und rechtliche Änderungen, um illegale Geschäftsmodelle langfristig zu verhindern. Bis dahin bleibt Brandenburg ein Rückzugsraum für dubiose Mietwagenfirmen.

Quelle: RBB24, webrivaig.com/de